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20.01.2023

Ein neuer Blickwinkel auf unsere Sorgen – Klinikseelsorger P. Christoph Kreitmeir OFM zeigte überraschende wie hilfreiche Perspektiven auf

Immer wieder und schon seit vielen Jahren ist er Referent bei der Katholischen Erwachsenenbildung Ingolstadt, mal im Zentralprogramm und mal in den Pfarreien. Und immer wieder kann man neues Wertvolles und Wohltuendes in seinen Vorträgen entdecken. Diesmal war P. Christoph Kreitmeir, Franziskanerpater und Seelsorger am Ingolstädter Klinikum, zu Gast in der Pfarrei St. Augustin und sprach über das Thema „Rezepte gegen das Sorgen – Probleme meistern“. Darin zeigte er Wege aus der Spirale des Grübelns in negativen Gedanken, die am Ende zu einem richtigen Selbsthass führen und jede Lebensfreude nehmen können. Entscheidend, um diesen Teufelskreis von Grübeln, Immer-mehr-Grübeln und Verzweifeln zu durchbrechen ist es, seine Einstellung zu den Situationen zu verändern, an denen wir oft selbst nichts ändern können. Denn: Das Grübeln über den möglichen Verlust eines Partners, einer möglichen Kündigung oder sonst einer angstmachenden Situation verhindert es nicht, dass sie tatsächlich eintritt – ja aufgrund des Gesetzes der Sich-selbst-erfüllenden-Prophezeiung kann das Grübeln sogar dazu führen, dass sie geschieht. Andererseits, so konnte Kreitmeir auch beruhigen, sind 75 Prozent unserer Erwartungsängste unrealistisch.

Indessen, das grüblerische Sich-Sorgen kann sich am Ende auch auf das körperliche Befinden auswirken, ja zu Krankheiten führen. Insofern ist es nicht nur für das allgemeine Wohlbefinden, sondern auch für die körperliche Gesundheit gut und sinnvoll, zu lernen dieses grüblerische Verhalten abzubauen. Auf diese Weise kann man sich auch Ressourcen aufbauen, wenn tatsächlich einmal Krisensituationen auf uns zukommen – und diese bleiben niemandem erspart. So sprach der Krankenhausseelsorger dann auch von einer Frau, die – gerade einmal jenseits der 50 – mit einer todbringenden Krebsdiagnose konfrontiert wurde. In dieser Situation konnte sie dann aber die für sie überraschende Erfahrung machen, dass ihre in die Ferne ausgewanderte Schwester zu ihr zurückkehrte.

P. Christoph gab hier nun sehr hilfreiche Empfehlungen, die er gut verständlich und auch immer wieder mit einer Prise Humor vermittelte – sodass man Lust zum Ausprobieren bekam. Mit den Gedanken in der Gegenwart bleiben und keine düsteren Zukunftsvisionen im Kopf konstruieren, war eine Empfehlung, eine andere, Entscheidungen zu treffen, auch wenn man nicht alles Für und Wider vorher abwägen kann – denn das führt dazu, notwendige Entscheidungen immer weiter hinauszuzögern und sie am Ende möglicherweise nie zu treffen, was dann wieder noch mehr Angst macht. Hilfreich ist es auch, die Sorgenzeit bewusst zu begrenzen – sich auf einen unbequemen Stuhl zu setzen und sich dann genau 15 Minuten lang Sorgen zu machen. Ebenfalls ist es hilfreich, sich von der Situation zu distanzieren und beispielsweise als Rollatornutzer – ein Tipp für die vielen anwesenden Senioren – nicht zu Boden zu schauen, sondern aufrecht zu gehen und nach vorne zu blicken.

Eine weitere wichtige Anregung des Referenten war es, sich über die Sorgen auszutauschen. Da könne mitunter sogar einmal eine Friseurin oder ein Friseur Gesprächspartner sein, die gut zuhören und sich auf das Leben des Kunden einlassen möchten. Wenn einen indessen die Sorgen schier zu erdrücken drohen und kein vertrauensvoller Gesprächspartner da ist, sei eine wirklich gute Adresse die Telefonseelsorge, wie P. Christoph herausstellte.

Und schließlich könne sich auch das Gespräch mit Gott als große Hilfe zur Bewältigung von Sorgen erweisen.  Der Referent nannte zwei Beispiele dazu: zunächst die heilige Anna Schäffer (1882-1925). Als junge Frau hatte sie einen schlimmen Unfall und war als Dienstmagd in kochende Seifenlauge gestürzt. Mehr als zwei Jahrzehnte war sie bettlägerig und hatte furchtbare Schmerzen. Trotzdem wurde gerade sie zur tröstenden Gesprächspartnerin vieler anderer, die große Sorgen hatten. Ihre Kraftquelle war die Begegnung mit Jesus Christus, vor allem in der Eucharistie, die ihr regelmäßig am Krankenbett gespendet wurde. Weniger bekannt, aber ebenfalls sehr eindrucksvoll, ist das Zeugnis des neapolitanischen Priesters Don Dolindo Ruotolo (1882-1970), dessen mehr als 80 Jahre währender Lebensweg mit unzähligen Demütigungen und auch Krankheiten gepflastert war. Don Dolindo, dessen Vorname „Schmerz“ bedeutet, wandte sich immer wieder an Jesus und erhielt in Visionen  von ihm die Botschaft, dass wir all unsere Sorgen ihm anvertrauen sollen mit der eindringlichen Bitte „Sorge du!“

P. Christoph Kreitmeir vermochte durch seinen Vortrag neue Sichtweisen im Umgang mit Ängsten und Problemen aufzuzeigen – nicht aufzugehen in die Sorgen dieser Welt, sondern neue Perspektiven im Umgang damit zu suchen und auch zu finden. So schaffte er es, Hoffnung zu schenken, wo Besorgnis ist und zeigte schließlich, dass unser christlicher Glauben hier ungemein hilfreich ist.

Text und Bilder: Raymund Fobes