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18.03.2024

Die Zukunft von Mensch und Religion – Prognosen von Wirtschaftswissenschaftler Erik Händeler

Wird der arbeitende Mensch in einer digital gesteuerten Zukunft überflüssig? Ganz klar nein, sagt Erik Händeler, Wirtschaftswissenschaftler, Journalist und Zukunftsforscher. Und auch die Religion wird in Zukunft eine neue Bedeutung haben, fügt er hinzu. Warum das so ist zeigte er bei einem Vortrag, zu dem die Katholische Erwachsenenbildung in den Pfarrsaal von St. Anton eingeladen hatte.

„Je komplexer eine Wirklichkeit ist, umso wichtiger wird der Mensch.“ Das machte Erik Händeler gleich zu Beginn seines Vortrags deutlich. Und die Wirklichkeit heute ist sehr komplex. Gefragt ist nicht nur strukturiertes Wissen, wo es um wissenschaftliche Forschung und logisches Denken geht und wovon man sich viel über die Medien aneignen kann, gefragt ist ebenso ein unstrukturiertes Wissen, wo es um Erfahrung geht und Internetsuchmaschinen nicht weiterhelfen können. Händeler zeigte es am Beispiel eines Fliesenlegers, der mit seinem strukturierten Wissen sauber seine Fliesen legen kann, dem dieses Wissen aber nicht weiterhilft, wenn er sich mit schwierigen Kunden auseinandersetzen muss. Und gerade da ist auch die menschliche Seite gefragt.

Da der Mensch auch in Zukunft von Bedeutung sein wird, muss sich der Gesellschaft an seiner Gesundheit, besonders auch der seelischen, gelegen sein. Überdies ist ein Sozialverhalten, das von Wertschätzung auf Augenhöhe getragen ist, unerlässlich für das berufliche Leben und die Wirtschaft als ganze. Händeler nannte als  Kriterien für eine Ethik im Sinne eines guten Sozialverhaltens:  Wahrhaftigkeit statt Manipulation, faire Konfliktbewältigung, die nicht durch Unterdrückung oder Gewalt geschieht, Beziehungen nicht abzubrechen, sondern zu versöhnen, eine dienende Kultur anstelle von internen Machtkämpfen, die Mobilisierung des gesamten Organisationswissens anstelle der bloßen Verabsolutierung einer Sichtweise oder Person von Anfang an und last but not least auch die Berücksichtigung des Fremdnutzens gegenüber dem bloßen Eigennutzen. So gehe es darum, weg zu kommen von einer Gruppenethik, in der der einzelne sich im Grunde dem Gruppendruck anpassen müsse, über die Individualethik, in der der einzelne die Möglichkeit habe, sich zu entfalten, hin zu einer Universalethik zu gelangen, in der jedes Individuum sich in der Gemeinschaft entfalten kann, in der allen Menschen Würde zukommt – und die Grenzen der persönlichen Entfaltung da liegen, wo die Entfaltung anderer bedroht ist. Und da kann auch christliche Religion weiterhelfen, denn die Frohbotschaft des Christentums ist, dass Christus einen Gott verkündet hat, der mit den Menschen und der ganzen Welt Gemeinschaft haben will, sie also nicht allein lässt.

Zu einer stabilen, gerade auch seelischen, Gesundheit tragen laut Händeler bei: ein stabiles Selbstwertgefühl, eine positive Haltung zum Körper, die Fähigkeit zu Freundschaften und guten sozialen Beziehungen, eine intakte Umwelt und eine sinnvolle Arbeit unter guten Arbeitsbedingungen. Der Gesundheit förderlich ist zudem, so machte der Referent deutlich, wenn Arbeitnehmende über 50 nicht immer mehr Arbeit aufgehalst bekommen oder in Frührente geschickt werden, sondern weniger arbeiten müssen und sich dann in einem höheren Rentenalter verabschieden können.

Abschließend verwies auch hier Händeler wieder auf den Wert von Glauben und Religion: Religion kann sich auf die Gesundheit positiv auswirken, wenn sie als eine tragende Kraft für das Leben erfahren wird. Negativ indessen ist eine angstmachende oder auch leistungsorientierte Gläubigkeit, wo ich unter Zwang viel leisten musss, um die Gottheit gnädig zu stimmen.

Text und Bilder: © Raymund Fobes