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12.11.2023

Die dunkelbunte Farbe des Todes – Klinikseelsorger P. Christoph Kreitmeir stellte sein neues Buch vor

Dunkelbunt. So beantwortete P. Christoph Kreitmeir die Frage, die im Titel seines neuen Buches steckt: „Welche Farbe hat der Tod?“ Auf Einladung der KEB Ingolstadt befasste sich der bekannte Seelsorger am Ingolstädter Klinikum, Franziskaner, spirituelle Lebensbegleiter und Buchautor mit dem Sterben.

Nichts ist so sicher wie der Tod – doch nichts wird so sehr verdrängt wie das Sterben. Um diesem Dilemma zu entgehen und sich dem Tod wirklich stellen zu können, braucht es Impulse, diesem Tod ins Gesicht zu sehen, ohne dabei in Verzweiflung zu fallen. Und besonders hilfreich sind da Wegbegleiter, die jemand behutsam an die Hand nehmen und so zu dieser in ihrer Endgültigkeit so grausam scheinenden Wirklichkeit hinführen. Ein solcher Begleiter ist P. Christoph Kreitmeir, der als Klinikseelsorger immer wieder mit dem Sterben konfrontiert ist und dabei gerade auch aus seinen Erfahrungen mit den Kranken, aber auch aus der Erfahrung im Umgang mit eigener Krankheit schöpft.

Bei der Vorstellung seines Buches im voll besetzten Ingolstädter Paulussaal zeigte er etwa, dass das Antlitz Verstorbener oft eine große Ruhe ausstrahlt, die geradezu ein Erlöstsein ausdrückt – während die andere Gesichtshälfte mitunter noch den Schmerz des Sterbens zeigt. Rein äußerlich ist das Gesicht des Todes also getragen von der Botschaft, dass da ein Weg gut zu Ende gegangen ist – wenn auch Kreitmeir betonte, er glaube nicht nur, sondern wisse es, dass nach dem Tod nicht alles aus ist, sondern unsere Seelen weiterexistieren – und es sogar möglich ist, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Gerade damit vermittelte er eine überaus tröstliche Botschaft – ist doch die Angst vor dem Tod oft eine Angst, dass danach das Nichts kommt. Hier freilich ist die geistige und spirituelle Ebene gefragt, die rein naturwissenschaftliche, in der sich viele Ärzte bewegen, ist oft genug dafür nicht offen – was sich auch darin zeigt, wenn die Mediziner bei todkranken Patienten permanent zu weiteren Behandlungen raten, die allein ein schmerzhaftes Dasein verlängern. Kreitmeir berichtete aber auch von einem Arzt, der dazu riet, die schwerstkranken Patienten in Würde und ruhig sterben zu lassen, mithin nicht mehr kurativ, sondern palliativ zu behandeln. Damit solch ein Sterben in Würde möglich und rechtlich abgesichert ist, riet Kreitmeir zu einer Patientenverfügung.

Auch auf die Bestattungskultur ging Kreitmeir ein und machte deutlich, wie wichtig es ist, sensibel Bestattungen vorzubereiten und zu gestalten. Man erlebe es immer wieder, dass Angehörige nach einer kirchlichen Bestattung aus der Kirche austreten.

So berichtete Kreitmeir andererseits von einem sehr anrührenden Erlebnis mit einer Sterbenden und gleichzeitig mit Angehörigen eines verstorbenen Babies. Als er der Sterbenden die letzte Ölung spendete – es war wirklich eine letzte Ölung vor dem Tod – sagte er noch zu ihr: „Und nimmst den kleinen Louis mit in den Himmel.“ Und sie sagte deutlich „Ja“ und starb. Der kleine Louis war kurz vorher gestorben, und die Eltern standen verzweifelt eine Etage tiefer im Klinikum. Doch P. Kreitmeir berichtete ihnen von den letzten Worten und dem Versprechen der Verstorbenen, was die Eltern sehr tröstete.

Tost und Hilfe schenkt auch ein Bild von Rembrandt: Die Rückkehr des Verlorenen Sohns. Krankenseelsorger Kreitmeir hat es in einem Gottesdienst vorgestellt und auch Sterbenden mitgebracht, was ihnen guttat Auf dem Bild gleicht der verlorene und wieder zurückgekehrte Sohn einem Krebspatienten im letzten Stadium. Liebevoll wird er vom Vater auf- und in den Arm genommen, in eine mütterliche und väterliche Hand. So interpretiert P. Kreitmeir dieses Bild als Rückkehr des nun verstorbenen Menschen nach langem schweren Kampf mit dem Krebs zum liebevollen väterlichen und mütterlichen Gott.

Und warum ist der Tod nun dunkelbunt? Am Ende des Vortrags erklärte Kreitmeir es so: Denn auch wenn nach dem Tod uns das Licht erwartet, so gilt es doch zuvor, durch dunkle Lebens- und Sterbephasen zu gehen.

Mehr zum Buch „Welche Farbe hat der Tod?“von P. Christoph Kreitmeir findet man auf dieser Website.

Text und Bilder: © Raymund Fobes