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20.04.2016

Das Wunder mit dem FC Ingolstadt 04

„Als ich bei der ersten Pressekonferenz sagte, wir planen in die zweite Liga zu kommen, da meinten die Medienvertreter: ‚Der spinnt!‘“ Das war im Jahr 2004, als der FC Ingolstadt 04 aus der Fusion der Clubs MTV und ESC entstanden ist. Dennoch sollte Präsident Peter Jackwerth Recht behalten, und seine Prognose wurde sogar übertroffen. Die Schanzer spielen seit der Saison 2015/2016 aktuell in der Bundesliga.

Ein Wunder, mag man da sagen. Doch Jackwerth meint: „Grundsätzlich war der Aufstieg ein Kraftakt“, aber er räumt ein: „Dass es so schnell gegangen ist, ist wirklich ein Wunder.“

Auf Einladung der Katholischen Erwachsenenbildung, dem Evangelischen Forum und der Volkshochschule Ingolstadt ist Peter Jackwerth in die Volkshochschule gekommen, plauderte dort mit SPD-Stadtrat Manfred Schuhmann, erzählte über den rasanten Aufstieg und stand schließlich dem Publikum Rede und Antwort.

Schuhmann, der auch Gymnasiallehrer für Geschichte war, stellte zu Beginn des Abends die Historie der beiden Ingolstädter Vereine MTV und ESV bis zur Fusion dar. Peter Jackwerth, Chef einer Zeitarbeitsfirma und als Trainer der Kicker von Unterhaunstadt schon mit dem Fußballgeschehen vertraut, sollte dem ESV in Finanznot helfen – und regte die Fusion an. Seitdem geht es aufwärts.

In den Anfängen, so erzählt der Präsident, gab es noch Probleme mit den anderen Vereinen in der Region, die Konkurrenz fürchten – eine „Hassliebe“ war es, sagt er. Doch mittlerweile ist das Verhältnis gut, denn über den FC bekommen Nachwuchskicker aus der Region eine gute Ausbildung, was für die anderen Vereine nur von Vorteil ist. Überhaupt der Nachwuchs. Jackwerth wirbt für mehr Zuschüsse seitens der Stadt für die Fußballjugend – und findet dabei Unterstützung von Stadtrat Schuhmann, der erklärt: „Wenn Jugendliche in Vereinen spielen, sind sie weit weniger anfällig für Probleme.“ Vereinssport – wie übrigens auch die Mitwirkung in Kulturvereinen – als wesentlicher Faktor, der eine gute Sozialisation möglich macht.

Widerstände, so erzählt Jackwerth auch, gab es am Anfang beim Stadtrat. Jedoch der fußballbegeisterte Bürgermeister Alfred Lehmann unterstützte den Verein. Ebenso Stadtrat Prof. Joachim Genosko, der auch schon mal als Schiedsrichter fungierte. Dem stimmt auch SPD- Stadtrat Schuhmann zu, obwohl die beiden Politiker von der CSU kommen.

Der Etat der Schanzer ist indessen auch heute nicht gerade hoch – der zweitniedrigste in der Bundesliga, verrät Jackwerth. Der von Schalke 04 ist mit 400 Millionen deutlich höher – und dennoch hat der FC gegen die Gelsenkirchner vier Punkte gewonnen, freut sich der Präsident.

In der Diskussion mit dem Publikum geht es natürlich auch um Trainer Ralph Hasenhüttl. Geht er oder bleibt er? In der Presse gab es in den letzten Tagen immer wieder Meldungen, dass der aus Österreich stammende Trainer, der die Schanzer ganz nach oben gebracht hat, Kontakt mit dem RB Leipzig hat. Peter Jackwerth bestätigt nichts. Er habe keine Informationen von Hasenhüttl dazu, sagt er. Jedenfalls ist der Trainer noch bis 2017 im Vertrag.

Eine letzte Frage betrifft die Gruppe der Spieler. Welche sind herausragend? Peter Jackwerth lobt sie alle und stellt Zusammenhalt und Teamgeist heraus. Und er erinnert an den tragischen Tod des früheren MTV- und FCI-Kickers Michael Schmidberger, der mit nur 35 Jahren bei einem Sturz in eine Gletscherspalte ums Leben kam. Als man ihn zu Grabe getragen hatte, so Jackwerth, seien sie auch viele aus der Zeit der ersten Stunde gekommen.

Text und Bilder: © Raymund Fobes