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26.06.2023

Über den Dächern –Statiker Till Schittig führte durch den Dachstuhl des Liebfrauenmünsters

 

Er ist einer der größten Dachstühle der Gotik, wenn nicht der größte, in Süddeutschland und dreimal so groß wie der von Notre Dame in Paris. Bei einer Veranstaltung der Katholischen Erwachsenenbildung zeigte Statiker Diplomingenieur Till Schittig den rund 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern den mehrstöckigen Dachstuhl des Ingolstädter Liebfrauenmünsters.

Nach der Begrüßung durch Albert Ruckgaber, den Verantwortlichen für die Erwachsenenbildung in der Münsterpfarrei ging es über eine enge Wendeltreppe auf die unterste Etage des Dachstuhls. Von dort aus führte Schittig die Gruppe über mehrere Treppen bis ganz nach oben unter das Dach.

Bei der Führung gab es einige interessante Informationen zu diesem Dachstuhl, zum Beispiel, dass viele Kirchen aus dem späten Mittelalter zusammenfielen, weil die Statik nicht stimmte. Der um das Jahr 1500 erbaute Dachstuhl des Münsters aber hielt. 1850 kam es dann zu einer Errichtung des Sprengwerks mit Eisenbeschlägen. Dennoch war der Dachstuhl bis ins Jahr 1998 nicht umfassend gesichert. So waren beispielsweise die Treppen voller Hindernisse, sodass die Feuerwehr im Fall eines Brandes größte Schwierigkeiten gehabt hätte, zum Dachstuhl zu kommen. Neben den Stolpersteinen im Treppenhaus gab es auch kein Licht im Dachstuhl – man befürchtete, dass dadurch die Brandgefahr wächst. Aber aufgrund der Notwendigkeit regelmäßiger Begehungen entschloss man sich doch dazu, den Dachstuhl mit Leuchten zu versehen. Heute gibt es moderne Rauchmelder, die sogar verschiedene Rauchpartikel unterscheiden können, sodass dass das Gerät nicht Alarm schlägt, wenn in der Kirche Weihrauch verwendet wird. Heute gilt der Dachstuhl, so Schittig, als wohl einer der saubersten Dachstühle von Ingolstadt, obwohl sich ganz oben eine leichte Staubschicht abgelagert hat. Dort befinden  sich an den Balken auch Einkerbungen – die kommen, so verriet Schittig, von den Hämmern der Zimmererleute, die dort Brotzeit machten und ihr Werkzeug dann in die Balken schlugen.

Auf dem Rückweg vom Dachstuhl besuchte die Gruppe noch die Orgelempore mit einem grandiosen Blick auf den Altarraum des Münsters.

Text und Bilder: © Raymund Fobes