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07.04.2022

Wie alles begann – Historischer Rückblick auf die Anfänge der Universität Ingolstadt mit Gerald Huber

Im Jahr 1472, also vor 550 Jahren kam es zur Gründung der Universität Ingolstadt durch Herzog Ludwig den Reichen. Dieses Jubiläum wird in diesem Jahr in der Donaustadt gebührend gefeiert, und auch die Katholische Erwachsenenbildung ist in Kooperation mit der Volkshochschule Ingolstadt mit zwei Vorträgen dabei. Als Referent konnte dafür Gerald Huber, seines Zeichens Historiker,Schriftsteller und Redakteur beim Bayerischen Rundfunk, gewonnen werden, der kurzweilig und kompetent die Historie der „Alma Mater Ingolstadii“ darstellte.

Im ersten Vortrag mit dem Titel „Bürger, Bursen, Bastionen“ befasste sich Huber, der auch lange Jahre Korrespondent des bayerischen Rundfunks in Ingolstadt war, mit den Anfängen der Universität. Ludwig dem Reichen, Herzog von Bayern-Landshut und auch von Bayern-Ingolstadt, dem ehemaligen Herzogtum, das Ludwigs Vater bereits einverleibt hatte, war es ein großes Anliegen, eine Hohe Schule in seinem Herrschaftsgebiet aufzubauen. Immerhin hatten die Habsburger bereits 1365 in Wien eine Universität errichtet, die Pfälzer Wittelsbacher 1386 die erste Hochschule auf deutschem Boden in Heidelberg und schließlich abermals die Habsburger 1457 die Universität in Freiburg im Breisgau. Ludwig arrangierte sich deswegen allerdings nicht mit dem Habsburger Kaiser, sondern mit dem Papst, Hier hatte er gute Karten, weil sein Kanzler Martin Mair gut mit Papst Pius II. bekannt war, den er bereits seit der Studienzeit kannte. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten – der Herzog gab als Kriegsherr viel Geld aus, was zu einer Inflation führte – zog sich die Gründung hin. Zur schwierigen Finanzierung wurden unter anderem die reich gewordenen Franziskaner in Landshut und Ingolstadt zur Kasse gebeten, sodass sie als Minderbrüder wieder ihrem ursprünglichen Armutsideal entsprechen konnten.

Im Jahr 1472 war es dann so weit. Im März nahm die Theologische Fakultät ihre Arbeit auf – erster Dozent war der spätere Regensburger Weihbischof Johannes Ludovici. Die offizielle Eröffnung fand am 26. Juni 1472 statt und die Eröffnungsrede hielt Martin Mair. Mair stellte vor allem – für die damalige Zeit fast schon revolutionär – heraus, dass im Grunde die Bildung den Menschen macht und nicht die Herkunft. Als Beispiel nannte er Sokrates, der aus einfachen Verhältnissen kam, aber zu einem der wohl bekanntesten Philosophen der Antike wurde. Mehrere Jahrhunderte später sollten diese Gedanken Mairs, so Gerald Huber, zu einer Maxime der Aufklärung von Immanuel Kant werden: der Aufforderung sich des eigenen Verstandes zu bedienen.

In Mairs Rede spürt man schon den aufkommenden Humanismus, der auch bei der Ingolstädter Universität Eingang fand. Huber nannte Konrad Celtis (eigentlich Pickel), der als Professor für Rhetorik und Poetik der Artistenfakultät – der späteren philosophischen Fakultät – angehörte. Er erwies sich in seinen Vorlesungen und Schriften als rechter Grobian und sparte nicht mit Kraftausdrücken, die er in lateinischer Sprache zum Besten gab. Nachdem er in Ingolstadt in Ungnade gefallen war, wechselte er nach Wien und wetterte dort gegen seine ehemalige Universitätsstadt, indem er die Ingolstädter als sexbesessene Rübenfresser – natürlich in lateinisch als „rapophagi“ – bezeichnete.

Zu den Humanisten in Ingolstadt gehörte auch Johannes Reuchlin, ein Großonkel des Reformators Philipp Melanchthon. Reuchlin indessen lehnte Luthers Lehre ab – genauso wie ein weiterer Professor aus Ingolstadt: Johannes Eck, der in der Leipziger Disputation mit Martin Luther stritt.

Einen Einblick gab Gerald Huber schließlich auch in das Studentenleben in Ingolstadt. Die Studierenden lebten damals in Bursen, einer besonderen Form des Studentenwohnheims, wo strenge Regeln herrschten: Um 5.30 Uhr wurden sie durch langanhaltendes Geläut geweckt und bereits um 18 Uhr mussten sie wieder im Haus sein, sonst winkten harte Strafen. Trotzdem fanden sie immer wieder Gelegenheit zu studentischen Streichen. Die Bursen lösten sich im 16. Jahrhundert auf, fortan lebten die Studenten in Privatzimmern.

Gerald Huber gelang es, interessante Einblicke in das Hochschulleben im 15. und 16. Jahrhundert zu geben. Man darf gespannt sein auf den zweiten Teil seines Vortrags am 10. Mai.

Text und Bilder: © Raymund Fobes