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01.06.2016

„Nimm’s nicht persönlich“ - Wie wir am besten mit Kränkungen umgehen!

Als Freundin, Kollegin und Frau ist Dr. Bärbel Wardetzki selbst schon oft gekränkt gewesen - weil ein Witz viel zu persönlich genommen wurde, weil einfach jedes Wort in den falschen Hals geraten ist oder sie sich mit einer Frau verglichen hat, deren Frisur an die einer italienischen Filmschauspielerin hinkommt, während ihre eigene weit davon entfernt ist. Tja! So ist das. Verhindern lassen sich die kleinen und großen Kränkungen nicht - aber als Psychologin weiß Dr. Bärbel Wardetzki, dass man lernen kann damit umzugehen.

Als „echte Zombies“ bezeichnet sie Menschen, die sich nicht ärgern, wenn Ihnen der letzte Parkplatz weggeschnappt oder wenn die eigene Liebe nicht erwidert wird. Dass man da gekränkt ist, ist normal. Aber „gekränkt sein“ - was heißt das überhaupt? Die Psychologin bezeichnet es als das Erleben von Entwertung, wenn wir kritisiert, zurückgewiesen, abgelehnt, ignoriert oder auch ausgeschlossen werden. 

Kleine Kränkungen - die verpasste U-Bahn, die unfreundliche Kassiererin - sind schnell vergessen, die großen Kränkungen - z.B. der Verlust einer geliebten Person durch einen heftigen Streit - sind schwerwiegender. Um Kränkungsleichen im Keller zu vermeiden empfiehlt Wardetzki in sich hinein zu hören: Hinter jeder Kränkung steckt ein Gefühl - Schmerz, Angst, Scham oder Wut. Die Kränkung selbst ist nämlich ein emotionaler Zustand - kein Gefühl. Aber ein echtes Gefühl hat ein Ende. Wer also das Gefühl hinter der Kränkung ertappt, der kann ihm ein Ende setzen. 

Und Wardetzki weiß nur zu gut: Wie oft kritisieren wir uns, wo wir anderen die Fehler ohne groß darüber nachzudenken zugestehen. Warum sind wir nur so schrecklich pingelig mit uns?

Gleichzeitig müssen wir aber auch Verantwortung übernehmen: Die Tatsache, dass wir gekränkt sind, hat nämlich mit UNS zu tun und nicht mit dem, was andere tun. Denn Kränkungen erreichen uns genau da, wo WIR selbst einen wunden Punkt haben. Und der Grund dafür ist nicht selten in der Kindheit versteckt: in dem Wunsch, die Eltern nicht zu enttäuschen oder endlich in der Familie Gehör zu finden.  

In Situationen der Kränkung empfiehlt die Psychologin ganz konkret:

Gestehen Sie sich ein, dass Sie gekränkt sind!

Atmen Sie einmal tief durch!

Brechen Sie die Beziehung zu dem anderen nicht sofort ab - schlafen Sie einige Nächte drüber und reagieren Sie erst dann! 

Bewegen Sie sich - putzen Sie die Fenster oder treten Sie in die Pedale ihres Fahrrads!

Und: Reden Sie! Zum Beispiel mit guten Freunden. Aber auch das hilft leider nicht immer. Freunde reden einem nämlich oft „nach dem Mund“ - dann rät Wradetzki tatsächlich zu einer objektiven Beratung, wie zum Beispiel durch einen Therapeuten. 

Aber vielleicht hilft ja auch schon eines ihrer Bücher zum Thema:

Nimm’s bitte nicht persönlich, KÖSEL, 2012

Kränkung am Arbeitsplatz, KÖSEL, 2005

Mich kränkt so schnell keiner!, DTV, 2005

Ohrfeige für die Seele, DTV, 2004

 

Weil uns Dr. Bärbel Wardetzkis anschauliche Schilderungen, ihre vielen Tipps und ihre Erfahrung bei ihrem Vortrag im Mai 2016 so begeisterten, haben wie sie gleich wieder eingeladen:

Am 28. März 2017 wird sie im Rahmen der Veranstaltungen der KEB Ingolstadt über Selbstzweifel und wie wir am besten damit umgehen können reden. 

 

Text: Kristina Heselhaus