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11.03.2023

Kleines Gotteshaus mit großer Geschichte – Christl Schönauer führte durch die Ingolstädter Sebastianskirche

Die Sebastianskirche gehört zu den Geheimtipps der Stadt Ingolstadt. Das wurde deutlich bei einer ansprechenden Führung durch die mit dem Gotteshaus bestens vertraute Christl Schönauer, deren Familie sich bereits in der dritten und vierten Generation um das Gotteshaus kümmert. Eingeladen hatten die KEB Ingolstadt die Pfarrei Liebfrauenmünster/St. Moritz und der Katholische Frauenbund.

Die Kirche im Norden Innenstadt, so war zu erfahren, befindet sich dort, wo ursprünglich der Pestfriedhof war, außerhalb der Stadtmauern. Tatsächlich ist die Geschichte der Kirche mit Pestepidemien verbunden, die Ingolstadt immer wieder heimsuchten. Die Epidemie im Jahr 1495 führte dazu, dazu, dass die Kirche gebaut wurde – und dem heiligen Sebastian geweiht wurde, der der Patron der Pestkranken ist. Die Kirche war ursprünglich eine Bürgerschaftskirche, sie wurde von Bürgern der Stadt gestiftet. Diese Bürgerkongregation sorgte in späteren Pestzeiten und während des Dreißigjährigen Krieges für die Erweiterung und den Umbau der Kirche. Sie verlor allerdings in Ingolstadt an Bedeutung, als durch die Jesuiten die Bürgerkongregation Maria vom Sieg entstand. So wurde im Lauf der Jahrhunderte auch die Sebastianskirche immer bedeutungsloser, ja zu Beginn des 19. Jahrhunderts drohte ihr Verkauf, was einem Abriss gleichgekommen wäre. Dass sie erhalten blieb, sei nicht der Geistlichkeit, sondern einem Laien zu verdanken, betonte Christl Schönauer. Johann Michael Berthold vereitelte den Verkauf und setzte sich für die Instandsetzung des Gotteshauses ein.

Im Lauf der Jahrzehnte folgten immer wieder Renovierungen, die letzte im Jahr 2021. Nachdem Risse in der Decke festgestellt wurden, musste das spätgotische Gotteshaus 2016 geschlossen werden, doch die Renovierung ließ auf sich warten, beklagte Christl Schönauer. Erst als der Sozialdemokrat Christian Schrapf Oberbürgermeister von Ingolstadt wurde, standen die notwendigen Gelder zur Verfügung und es konnten die Sanierungsarbeiten beginnen. Dabei vergaß Christl Schönauer aber auch nicht zu erwähnen, dass der langjährige Oberbürgermeister der Stadt Peter Schnell (CSU), der von 1972 bis 2002 im Rathausregierte, der Sebastianskirche sehr wohlgesonnen war. Indessen wurden die Renovierungsarbeiten auch vom Freundeskreis „Sebastianskirche Ingolstadt e. V.“ unterstützt. So finanzierte der Freundeskreis etwa die drei Kreuze auf dem Dach der Kirche. Insgesamt blieben die Kosten der Renovierung unter dem Kostenvoranschlag, fügte Christl Schönauer schmunzelnd hinzu.

In ihrem Vortrag wies die Kirchenführerin auch auf die besonderen Schätze des kleinen, aber feinen  Gotteshauses hin. Das ist zum einen der barocke Hochaltar aus dem Jahr 1634, der den heiligen Sebastian zeigt, umrahmt vom heiligen Nikolaus und dem heiligen Rochus, auch einem Pestheiligen. Links davon befindet sich das großflächige Fresko von der Beweinung des vom Kreuz abgenommenen Jesus Christus. Am Kreuz selbst hängen noch die Leichname des guten und des bösen Schächers. Während die Seele des einen als Engel in den Himmel schwebt, entschwindet die Seele des anderen bereits als Teufel in die Hölle. Interessant ist auch der 1634 entstandene rechte Seitenaltar, allerdings nicht in erster Linie wegen der dominierenden Heiligenstatue, die einen Mönch, möglicherweise den heiligen Bernhard von Clairvaux, zeigt, sondern wegen des kleinen Gemäldes oberhalb der Figur. Hier ist der heilige Willibald dargestellt, und dieses Bild ist der überdimensionalen Statue des Bistumsgründers im Eichstätter Dom von Loy Hering nachsempfunden. Das wohl bedeutendste Kunstwerk der Kirche ist schließlich die romanische Pieta im Altarraum, von der allerdings hier nur eine Kopie zu sehen ist. Das Original befindet sich im Ingolstädter Stadtmuseum. Christl Schönauer erzählte, dass diese Figur das Geschenk einer Bauernfamilie war, die sich des großen kunsthistorischen Wertes der Statue gar nicht bewusst war.

Mit ihrer Führung gelang es Christl Schönauer, umfassend und kurzweilig die Geschichte und die Kunstschätze des kleinen und traditionsreichen Gotteshauses am Rande der Innenstadt vorzustellen. Mehr Infos gibt es auch auf der Website der Sebastianskirche.

Text und Bilder: Raymund Fobes