Zum Inhalt springen
13.02.2017

Johannes Eck: Münsterpfarrer, Streiter für den Glauben und Reformer – Tagung des KEB-Diözesanbildungswerkes und der Katholischen Akademie München

Im Rahmen des Reformationsgedenkjahres 2017 – 500 Jahre Veröffentlichung der 95 Thesen Luthers – erinnerte die Katholische Erwachsenenbildung in Ingolstadt besonders an Johannes Eck, seines Zeichens Münsterpfarrer am Liebfrauenmünster, jedoch bekannter durch die Leipziger Disputation im Jahr 1519, wo er mit Luther persönlich um den Glauben stritt.

 Die Tagung im Barocksaal des Stadtmuseums am 10. Februar 2017 – auf den Tag genau 474 Jahre nach Ecks Tod – wurde vom KEB-Bildungswerk der Diözese gemeinsam mit der Katholischen Akademie Bayern veranstaltet

Nach einem Grußwort von Dr. Ludwig Brandl, Direktor des KEB-Bildungswerks, führte Akademieleiter Monsignore Dr. Florian Schuller in die Thematik ein. Er wies darauf hin, dass der sogenannte Thesenanschlag an die Schlosskirche von Wittenberg nie stattgefunden hat, stattdessen habe Luther seine 95 Thesen an die Gelehrten seiner Zeit geschickt, unter ihnen war Eck. Schuller machte deutlich, dass Gelehrtenstreit und -diskussionen im christlichen Raum nichts Ungewöhnliches und auch nichts Verwerfliches seien, denn, so der Akademiedirektor, dies ergebe sich aus der Natur der Botschaft Jesu. Schließlich gehe es beim Evangelium grundsätzlich um Inhalte, um deren Wahrheit man immer ringen müsse.

Erster Referent war der Professor für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte Dieter J. Weiß, der das Wirken Ecks als Lehrer an der Universität Ingolstadt betrachtete. Weiß zeigte zunächst den akademischen Werdegang Ecks auf. In Freiburg und Tübingen habe er studiert und sei dann an die Ingolstädter Universität gekommen. Hier habe er in seiner Antrittsvorlesung bereits das wichtige Thema Prädestination und Gnade behandelt. Er hatte dabei den Standpunkt, dass Gott vorhersieht, dass der Mensch sich freiwillig für ihn und das Gute entscheidet und so gerettet wird. Damit nimmt er dem Bild vom bloßen Willkürgott den Wind aus den Segeln, ohne aber die göttliche Vorherbestimmung zu leugnen.

Ebenfalls ging Weiß auf die Beziehung von Eck zu Luther ein und stellte heraus, dass beide zunächst freundschaftlich verbunden waren. Luther hatte dem Ingolstädter Professor dann seine 95 Thesen zugesandt, und damit begann der Kontroverse zwischen beiden: Eck verfasste auf Wunsch seines Eichstätter Bischofs Gabriel von Eyb Anmerkungen zu einzelnen Thesen – nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt. Doch diese Anmerkungen kamen über eine Indiskretion an Luther. Dieser nannte sie leicht boshaft „Obelisci - Spießchen“ und antwortete mit „Asterisci – Sternchen“. Der Streit weitete sich aus, und fand einen Höhrpunkt in der Leipziger Disputation.

Weiß machte auch deutlich, dass Eck immer wieder mit dem Papst in Rom Kontakt hatte – etwa auch dadurch, dass er nicht unmaßgeblich an der Verbreitung der Bannandrohungsbulle gegen Luther beteiligt war. Dadurch, dass er über die bayerischen regierenden Fürsten genauso wie über die Universität Ingolstadt aufgrund deren katholischer Gesinnung bei Papstbesuchen voll des Lobes war, konnte er einige Privilegien für die Herzöge und die Hochschule erwirken.

Wenig bekannt ist, dass Johannes Eck sich auch mit dem damals für Christen geltenden Verbot, Zinsen zu nehmen, auseinandersetzte. Dazu sprach der Professor für Christliche Sozialethik und Gesellschaftspolitik an der Katholischen Universität Eichstätt André Habisch. Dieses biblische Zinsverbot, so Habisch, war nicht zuletzt auch ein Grund für die Höllenangst vieler Menschen zur Zeit Luthers, die das Ablasswesen beflügelte. Während die dominikanische Schule, die Scholastik, sich sehr stark für das Zinsverbot einsetzte, machte sich Eck für eine leichte Lockerung stark und zeigte auch einen Weg auf, dieses Verbot durch rechtliche Winkelzüge zu umgehen. Habisch würdigte den Professor so als praxisbezogenen wie auch mutiger Denker, dem Moralisieren wie ein rein theoretisches Denken, jenseits der Sorgen der Menschen, fernlag.

Dritter Referent war Domvikar Dr. Marco Benini, der sich mit dem Kirchenbild Ecks und Luthers befasste. Der gebürtige Ingolstädter konstatierte zunächst, dass sowohl Luther wie auch Eck von der Notwendigkeit von Kirche überhaupt überzeugt waren. Allerdings schieden sich die Geister der beiden in der Frage nach der Form der Kirche, wie vor allem die Leipziger Disputation zeigte. So war Eck von der Notwendigkeit des lehrenden und damit auch einenden Petrusamtes überzeugt, Luther aber redete einem subjektiven Denken das Wort. Bibelstellen zum Petrusamt legte er anders aus als Eck, der immer wieder auch Argumentationen aus der Tradition – der Kirchenväter und Kirchenlehrer – ins Feld führte.

Benini erwähnte aber auch den Reformeifer Ecks, die offenkundigen Missstände in der Kirche abzubauen. Dies wurde nicht zuletzt in seiner Tätigkeit als Ingolstädter Münsterpfarrer deutlich, wo er mit eifriger Predigt und innig gefeierter Liturgie Gott den Menschen nahebrachte. Ebenfalls erinnerte Benini an die Bibelübersetzung Ecks aus dem Jahr 1537, die bis zum Jahr 1630 gerade in Süddeutschland und Österreich sehr verbreitet war.

Am Schluss der Tagung trat Bischof Gregor Maria Hanke, der auch teilweise an der Veranstaltung teilnahm, noch ans Rednerpult. Er bedauerte, dass er aus Zeitmangel nicht an der ganzen Veranstaltung teilnehmen konnte und lud zu einer Vesper im ökumenischen Geist in das Liebfrauenmünster ein. Mit diesem abendlichen Gebet in den Anliegen der Kirche endete der offizielle Teil der Tagung. Anschließend gab es noch viel Gelegenheit zum Austausch im Orbansaal gegenüber vom Münster.

Raymund Fobes