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19.01.2017

Jenseits des irdischen Lebens – Dieter Becker sprach über Nahtoderfahrungen

Nur wenige Minuten war er weg – doch in dieser Zeit erlebte er Dinge, die er nie vergessen hat. Dieter Becker fand sich in einer anderen Welt wieder, wurde von einer verstorbenen Bekannten an die Hand genommen, wandelte wie auf Watte, sah ein eigentümliches helles Licht, das nicht blendete, und fühlte sich rundum glücklich. Doch dann fand er sich wieder auf seinem heimischen Bett.

Was war geschehen? Im Jahr 2013 hatte der jetzt 67-jährige Pharmareferent aus dem bayerischen Regenstauf in der Nacht einen Aussetzer wegen einer Schlafapnoe – Herzstillstand. Genau da machte er seinen Ausflug in die andere Welt und kann sich bis heute an alles genau erinnern, ein Grund dafür, dass es sich nicht um einen bloßen Traum handelte.

Zuerst behielt er seine Erfahrung für sich, dann berichtete er seine Frau davon, die ihm aber nicht glaubte – und heute erzählt er von seinem Kontakt mit dem Jenseits in Schulen, bei Gruppierungen und Vereinigungen oder auch bei der Katholischen Erwachsenenbildung in Ingolstadt, wo er im Dr-Eck-Saal des Canisiuskonviktes sprach. Darüber hinaus hat sich Dieter Becker aber auch sehr intensiv mit dem Phänomen der Nahtoderfahrung befasst und kommt dabei zu dem Ergebnis: Wir Menschen sind Geistwesen und haben für eine bestimmte Zeit, einen Körper bekommen, um etwas zu lernen. Der Tod ist nichts anderes als die Rückkehr zu unserem eigentlichen Wesen.

Nahtoderfahrungen, so machte Becker auch deutlich, sind größtenteils positiv, es gibt aber auch negative Erlebnisse, etwa bei Menschen, die einen Suizid begangen haben. Sie machen die Erfahrung, dass dieser Schritt nicht richtig war. Manchmal werden aber auch Nahtoderfahrungen negativ gedeutet – eine Rolle kann dabei anerzogene Höllenangst spielen. Ebenfalls kann auch die Konfrontation mit dem gesamten Leben, die oft an der Schwelle zum Jenseits erlebt wird, schmerzlich sein. Da kann es etwa geschehen, dass ein allzu rigoroser Chef sich in der Person des gefeuerten Angestellten wiederfindet, der dadurch alles verloren hat. Solche schmerzhaften Erfahrungen lösen aber einen Heilungsprozess aus. Grundsätzlich solle man sich die Nahtoderfahrungen nicht herbeiwünschen, warnte Becker. Denn bei dem vielen Positiven, die sie bewirken wie etwa einer neuen Weltsicht, die sich mehr an immateriellen Werten orientiert und dadurch zufriedener macht, gibt es auch unangenehme Nebenwirkungen. So hat Dieter Becker selbst mit Schlafstörungen zu tun, außerdem scheitern rund 50 Prozent der Ehen oder Partnerschaften nach einer solchen Erfahrung.

Auch den religiösen Aspekt sprach Becker an. Auffallend ist, dass sich die Erlebnisse unabhängig von den Religionen gleichen. Das Licht wird von religiösen Menschen oft als Gott identifiziert, allgemein aber als unermessliche Liebe erfahren. Insofern scheint sich das Bild vom gütigen Gott zu verdichten, nicht aber das eines strafenden unerbittlichen Gottes. Das eigentliche Gericht, so Becker, ist die Konfrontation mit dem eigenen Leben, die zuweilen hart, aber heilsam ist.

Becker machte auch deutlich, dass Nahtoderfahrungen gar nicht so selten sind, rund vier Millionen sind es in Deutschland, aber häufig wird darüber nicht gesprochen. Hilfe zu einer Verarbeitung dieser Erlebnisse im Austausch können Selbsthilfegruppen geben. Davon gibt es auch eine in Ingolstadt. Ansprechpartnerin ist Jana Hermann, die bei dem Vortrag ebenfalls anwesend war und auch von ihrer Nahtoderfahrung berichtete.

Text und Bilder: © Raymund Fobes