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04.05.2023

Inmitten der Galaxis – Andreas Burkert näherte sich dem Schwarzen Loch in unserer Milchstraße an

 

Die unendlichen Weiten des Weltalls sind normalerweise das Thema des Münchner Astrophysikers Andreas Burkert. Diesmal nahm er sich aber einer echten Winzigkeit im Universum an, die jedoch die Masse von sage und schreibe vier Millionen Sonnen hat: dem Schwarzen Loch inmitten unserer Milchstraße.

Burkert führte in seinem Vortrag im Kino der Volkshochschule mit einer Videopräsentation mitten in unsere Galaxis hinein. Ihre Größe kann man erahnen, wenn man bedenkt, dass unsere Sonne für eine Umkreisung 200 Millionen Jahre braucht, obwohl sie sich bereits mit 800.000 Kilometern in der Stunde fortbewegt. In der Mitte der Milchstraße befinden sich nun mehrere junge Sonnen, die sich im Umfeld von zehn Lichttagen um ein rätselhaftes Etwas bewegen, von dem sie abgelenkt werden, und dieses Etwas scheint ein wirkliches Nichts zu sein, aber tatsächlich hat es die Masse von vier Milliarden Sonnen. Diese Etwas ist auch vollkommen schwarz, weil aus ihm kein Licht entweichen kann. Und das liegt an der hohen Geschwindigkeit, die zum Entweichen aus diesem Loch notwendig wäre, in dem eine ungeheure Anziehungskraft vorherrscht. Tatsächlich, so erklärte Burkert, ist schon auf der Erde eine hohe Geschwindigkeit notwendig, um einer Anziehungskraft zu entweichen, bei niedrigerer Geschwindigkeit fällt ein Körper wieder auf den Erdboden zurück. Damit aber eine Rakete tatsächlich ins All fliegen kann, muss sie auf eine Geschwindigkeit von 40. 000 Kilometern in der Stunde beschleunigen, um nicht von der Erdanziehungskraft wieder nach unten gezogen zu werden. Diese Entweichgeschwindigkeit müsste aber in einem Schwarzen Loch mehr als eine Milliarde Kilometer in der Stunde betragen, und darum kann hier rein gar nichts entweichen – nicht einmal das Licht, das eben mit seiner einen Milliarde Kilometer pro Stunde die höchstmögliche Geschwindigkeit überhaupt erreicht. Das ist der plausible Grund dafür, dass Schwarze Löcher wirklich schwarz, also absolut dunkel sind. Der Grund für die so hohe Entweichgeschwindigkeit liegt nun darin, dass die Sterne dort sehr stark komprimiert sind, was die Gravitationskraft so stark erhöht, dass kein Entweichen mehr möglich ist. Theoretisch könnte man sogar aus der eigenen Kaffeetasse ein Schwarzes Loch bilden, wenn man sie auf eine Größe von 10-26cm (0,00000000000000000000000001 cm) verkleinert. Allerdings würde dann diese Kaffeetasse die gesamte Umgebung aufsaugen, ja die ganze Erde. Denn tatsächlich saugen die Schwarzen Löcher alles auf, was in ihre Nähe kommt. Nun ist entsprechend der Relativitätstheorie Albert Einsteins das Universum gekrümmt, was sich darin zeigt, dass die Körper sich in ihm, wie in einer Delle im Kreis bewegen und de facto gar nicht von einer Gravitationskraft angezogen werden. Dabei haben Schwarze Löcher nun eine besonders tiefe Delle, wie ein Trichter, der alles in sich aufsaugt. Das spielt aber nicht nur für den Raum, sondern auch für die Zeit eine Rolle. Wenn man in das Schwarze Loch über den Ereignishorizont, also das Einfallstor des Lochs, eindringt, verändert sich auch das Verhältnis zur Zeit, die immer langsamer fortschreitet. Und im Zentrum ist dann letztlich die Zeit zum Stillstand gekommen, ein für uns letztlich unvorstellbares Phänomen.

Bleibt abschließend die Frage, wie denn nun die Schwarzen Löcher sichtbar werden können. Das liegt, so Burkert daran, dass durch die Komprimierung des Gases in unmittelbarer Nähe des Ereignishorizontes dieses unermesslich heiß wird und hell leuchtet. Und dabei entweichen auch noch Gase im letzten Moment und werden zu langen linienförmigen Jets. Allerdings gilt für das Schwarze Loch in unserer Milchstraße, dass es nur selten leuchtet, wenn einmal ein Jet entweicht. Und da muss man unter Umständen noch lange drauf warten – und kann schlimmstenfalls den entscheidenden Moment verpassen.

Raymund Fobes