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11.01.2017

Eine Kontroverse und der Versuch der Versöhnung – Schriftsteller Markus Herrmann zur Auseinandersetzung von Galileo Galilei mit Christoph Scheiner

Galileo Galilei ist weithin bekannt als Erforscher des Universums mit Ansichten, die dem Weltbild der Kirche seiner Zeit entgegenstanden, was mithin zu einer heftigen Kontroverse mit dem Heiligen Stuhl führte. Wenigher bekannt dürfte sein, dass Galilei auch im Widerstreit mit dem Ingolstädter Jesuiten und Astronomen Christoph Scheiner stand. Der Grund: die Entdeckung der Sonnenflecken, die sowohl Scheiner wie auch Galilei für sich in Anspruch nahmen.

Diese Auseinandersetzung greift der Ingolstädter Schriftsteller Markus Herrmann in seinem neuen Roman mit dem Titel „Als die Sonne weinte“ auf. Dabei setzt er allerdings einen Schwerpunkt auf den Versuch einer Vermittlung und Versöhnung zwischen den beiden Protagonisten des Romans. Aus diesem Grund führt er die fiktive Gestalt des Priesters Philippo Bassi ein, der mit allen Kräften diese Versöhnung vorantreibt und dabei unter anderem zwei starke Frauen mit ins Boot nimmt:  Rosalia, die Ehefrau eines Neffen von Scheiner sowie Galileis Tochter Maria Celeste, Ordensfrau in Florenz. Beiden ist sehr daran gelegen, ihre jeweiligen Verwandten, ein gleichwohl schwieriges Unterfangen, das sich schlussendlich als Sisyphusarbeit erweist.

Den Konflikt und den Versuch der Versöhnung thematisierte Schriftsteller Markus Hermann, studierter Theologe, Historiker und Germanist, in einem Vortrag bei der Katholischen Erwachsenenbildung in Ingolstadt. Dabei zeigte er nicht zuletzt, das sein Buch nicht nur ein farbiges Bild einer wissenschaftlichen Kontroverse im 17. Jahrhundert zeichnet, bei dem auch die Katholische Kirche beteiligt ist; seine Erzählung ist auch ein Lehrstück über ein rechtes Miteinander im Sinne der Botschaft Jesu Christi. Philippo Bassi erweist sich dabei als unermüdlicher Vermittler, dem es im Grunde darum geht, soweit es möglich ist, Menschen im Streit wieder zusammenzubringen. Andererseits zeigte Herrmann aber auch, dass gekränkte Eitelkeit und nicht die Frage nach der Wahrheit, oft der Grund für Unversöhnlichkeit und Widerstände ist – also ein allzu menschliches Gebaren, das aber durch die christliche Botschaft korrigiert werden kann und soll.

Zum Schluss verriet Markus Herrmann den interessierten Zuhörenden ganz in diesem Sinn, dass ihn ein Zitat des französischen Theologen und Astronomen Petrus Gassendi, der Scheiner und Galilei und auch ihre Streitereien gut kannte, inspiriert habe. Gassendi beklagte in einem Brief an Tommasso Campanella jene kleingeistigen Konflikte großer Denker und meinte, „dass  so hervorragende Männer, welche die reine Liebe zur Wahrheit bewegt, sich dergestalt von der Leidenschaft hinreißen lassen, das ist fürwahr sonderbar.“

Text und Bilder: © Raymund Fobes