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19.10.2024

Einblicke in eine andere (jenseitige?) Welt – Dieter Becker sprach über Nahtoderfahrungen

Einblicke in eine andere (jenseitige?) Welt
Dieter Becker sprach über Nahtoderfahrungen

Als sein Atem im Schlaf aussetzte, war er nicht weg – er war woanders, in einer anderen, jenseitigen (?) Welt. Dieter Becker erlitt 2013 eine Schlafapnoe und hatte eine Nahtoderfahrung. Über solche Erfahrungen sprach er bei einem Vortrag im Evangelischen Gemeindehaus.

Eingeladen hatten das Evangelische Forum und die KEB Ingolstadt. Nahtoderfahrungen haben laut Statistik vier Prozent der Menschen in Westeuropa und sieben Prozent der US-Bürger gemacht. Der Grund für Letzteres ist aufschlussreich. Da in den USA die Pfarrer nicht von der Kirche bezahlt werden, gehen sie zumeist einem anderen Brotberuf nach, weshalb sie näher an den Menschen sind – und von Menschen, mit denen sie Kontakt haben, immer wieder auch etwas von persönlichen Nahtoderlebnissen erfahren. Dies zeigt allerdings auch, dass wohl die Dunkelziffer deutlich höher ist. Grundsätzlich gibt es Nahtoderfahrungen in allen Kulturkreisen und solange es Menschen gibt, wenn auch die Nahtodforschung eine recht junge Disziplin ist, rund 50 Jahre alt.

Nahtoderfahrungen können sehr unterschiedlich sein, genauso wie ihre Ursachen. So müssen sie nicht durch einen schweren Unfall oder ein Koma ausgelöst werden. Sie können auch heftigen Stress zur Ursache haben. Elemente dieser Erlebnisse können die „Out of body“-Erfahrung sein, also dass man sich und seine Umwelt von außen wahrnimmt, der Weg durch einen dunklen Tunnel, das Zusammentreffen mit Verstorbenen – von denen man mitunter gar nichts vorher gewusst hat und die sehr jung und gesund aussehen - , die Begegnung mit einem eigentümlichen aber wohltuenden hellen Licht, die Konfrontation mit dem eigenen Leben in einem Film, den man zunächst als Zuschauer, dann aber als Beteiligter wahrnimmt.

Im engeren Sinn gehört die „Out of body“-Erfahrung noch nicht zu den Nahtoderlebnissen, weil hier noch nicht der Übergang in eine geistige Welt geschehen ist.

Zumeist sind diese Nahtoderfahrungen sehr schön, oft will man nicht mehr zurückkehren, weil man so viel Liebe, Licht und Wärme spürt, doch es gibt auch negative Erfahrungen – so etwa nach einem Suizidversuch oder auch bei Mördern, die nach einer misslungenen Hinrichtung ins Leben zurückgekehrt sind. Aber tatsächlich machen die negativen Nahtoderfahrungen rund 20 bis 30 Prozent der Nahtoderlebnisse überhaupt aus. So kann es sein, dass man sich in einer absoluten Leere und Einsamkeit wiederfindet oder dass der Lebensfilm sehr beklemmend ist, weil es da zu einer sehr heftigen Konfrontation mit den eigenen Fehlern kommt. Wenn etwa ein Chef einen Untergebenen sehr verletzt hat, dann wird er in die Rolle der Untergebenen versetzt, um selbst das zu erleben, was er anderen angetan hat.

Am Ende aber steht die Versöhnung mit Gott im Sinne einer liebevollen Verbundenheit mit ihm. So deutete Becker in der Dreifaltigkeit den Vater als „Licht, Liebe und Wärme“, den Sohn als „Mittler“ und den Heiligen Geist als „Seele und Bewusstsein“. In der Ewigkeit sind alle hier existierenden Gegensätze konfessioneller und religiöser Art aufgehoben und auch die sexuelle Orientierung spielt keine Rolle. Die Ewigkeit wird als ein Zustand der Allversöhnung erlebt. Andererseits ist, wie die negativen Nahtoderfahrungen zeigen, der Weg in den Himmel auch nicht nur von Licht und Lebensfreude gepflastert. Vielmehr geht es immer um ein Wachsen in der Liebe. Der Suizid ist offenbar für den Menschen keine akzeptierte Lösung, weil man sich der Aufgabe entzogen hat, sich dem Leben zu stellen.

Dass Nahtoderfahrungen auch ein Thema sind, dem zumindest in Bayern auch für die Bildung ein wichtiger Stellenwert zugeschrieben wird, zeigt der Umstand, dass sie zum Lehrplan der zehnten Klasse im Gymnasium und an der Realschule gehören. Zudem mehren sich die Indizien, dass diese Erfahrungen wirklich auf ein Leben nach dem Tod und zumindest ein vom Körper unabhängigen Bewusstsein hinweisen. So können in einer solchen Erfahrung Blinde sehen, im Rahmen der „Out of Body“- Erfahrung können Betroffene trotz Vollnarkose detailliert über Ereignisse bei einer Operation berichten, und – wie schon erwähnt – begegnen manche in der Nahtoderfahrungen Verstorbenen, von denen sie gar nichts wussten.

Dass Nahtoderfahrungen ein Beleg für ein Bewusstseins jenseits des Körpers sind , will die Aware Studie belegen, bei der unter anderem Gegenstände an der Decke von Operationssälen platziert werden. Ein Erkennen dieser Gegenstände während einer Vollnarkose wäre durch Gehirnfunktionen nicht erklärbar und hätte so Beweiskraft. Das ist bislang noch nicht bewiesen worden, wenn allerdings durchaus einige der Probanden über Nahtoderfahrungen berichten konnten. Die Studie geht jedoch noch weiter.

So fehlt also (noch?) der endgültige Beweis für das Leben nach dem Tod, während sich die Indizien mehr und mehr verdichten. Mehr Informationen dazu gibt auch das Netzwerk Nahtoderfahrungen, dem auch Dieter Becker angehört. Infos auf der Website https://netzwerk-nahtoderfahrung.org/

Text und Bilder: Raymund Fobes