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09.03.2023

Ausflug in die Welt der Heilpflanzen – Annelies Dick sprach über die therapeutische Wirkkraft der Kräuter

Pflanzen können heilen, aber sie sind kein Allheilmittel. Das wurde deutlich im Vortrag von Annelies Dick im vollbesetzten Pfarrstadel der Pfarrei St. Salvator-Unsernherrn. Eingeladen hatten der Förderverein für häusliche Pflege und Seniorenkreis der Pfarrei und die Katholische Erwachsenenbildung.                                                      

Die Ärztin und Kräuterpädagogin gab einem hochinteressierten Publikum einen umfassenden Einblick in die Welt der Heilpflanzen, Heilkräuter und Gewürze und zeigte, dass manche von ihnen in Hülle und Fülle am Wegesrand, insbesondere in den fruchtbaren Auen der Sandrach in Unsernherrn, zu finden sind – wie etwa im Juli und August das Echte Mädesüß, aus dessen Wirkstoff Aspirin hergestellt wird, und das zudem schweiß- und harntreibend wirkt sowie Magenbeschwerden lindert. In jedem Garten findet man, so Annelies Dick, das bittere Schaumkraut, das über einen hohen Vitamin-C-Gehalt verfügt.

Wer sich allerdings auf die Suche nach Heilpflanzen macht, muss einige Vorsichtsmaßnahmen bedenken. So kann es zu gefährlichen, ja tödlichen Verwechselungen kommen zwischen dem gesunden Bärlauch und dem giftigen Maiglöckchen, die sich sehr ähnlich sehen und oftmals im Wald auch nebeneinander zu finden sind. Achtgeben sollte man auch darauf, sich nicht mit dem Fuchsbandwurm zu infizieren, der mitunter durch Tierkot auf Kräutern zu finden ist, die in Bodennähe wachsen. Und im Wald sind auch Begegnungen mit Wildschweinen und Wölfen möglich. Deshalb sollte man die Wege möglichst nicht verlassen und auch keine Essensreste wegwerfen. Sollte man tatsächlich einem dieser Tiere begegnen, gilt es, ruhig zu bleiben und nicht fortzulaufen.

Wer nicht selbst sammeln will, der kann sich auch mit Kräutern, etwa für Tee, aus der Apotheke versorgen. Hier geht man auch sicher, dass man keine verunreinigten Kräuter erhält, wo Fremdstoffe dabei ist.

Bei den Wirkungen der Heilkräuter ist zu unterscheiden zwischen antibiotisch, was gegen Bakterien hilft, antiviral, was Viren bekämpft und schließlich antimikrobiell, was gegen alle Mikroorganismen wirkt. Speziell dem Bekämpfen von Infektionen dienen antiseptische Wirkstoffe.

In ihrem Vortrag stellte Annelies Dick einige der Heilpflanzen näher vor, so die Kamille, die krampflösend wirkt, leichte Wunden heilt und bei Halsentzündungen hilft. Kamillentee wirkt auch gegen den Heliobacter, ein Bakterium, das sich im Magen einnisten und sogar Magenkrebs verursachen kann.

Kräuter wie Lavendel, Thymian, Oregano, Rosmarin, Salbei und Majoran wirken antientzündlich und verdauungsfördernd. Gegen Insektenstiche, Magenschmerzen und Blähungen hilft die Pfefferminze. Der Beifuß wirkt sogar als Mittel gegen Malaria, ansonsten fördert er auch die Verdauung. Die Aloe ist als Gel ein Mittel gegen Insektenstiche. Sie sollte aber ausschließlich äußerlich angewendet werden, eine innere Anwendung ist krebserregend. Krebserregend ist nach neueren Erkenntnissen auch der Beinwell, der früher gern ebenfalls zur inneren Anwendung genutzt wurde. Schädliche Nebenwirkungen hat außerdem das allseits beliebte Johanniskraut, das einerseits beruhigend wirkt, aber andererseits die Wirkung wichtiger Medikamente wie dem Blutverdünner Marcumar vermindert.

Gewürze können desinfizierend wirken und damit auch bakteriellen Erkrankungen des Verdauungssystems vorbeugen, wie Peperoni, Chili und Paprika durch den Wirkstoff Capsaicin. Desinfizierend wirken auch die Senfölglykoside, die sich in Zwiebeln, Knoblauch und Rettich befinden, ebenfalls helfen gegen Entzündungen die Gingerole im Ingwer, Kurkuma und Galgant.

Obwohl Kräuter und Gewürze viel an Heilkraft besitzen, warnte Annelies Dick davor, sie als Allheilmittel anzusehen. Es gibt immer wieder Symptome, bei denen ein Arzt zur Rate gezogen werden muss. Dies ist notwendig bei Fieber über 38,5 Grad, bei Atemnot und Schmerzen im Bereich von Niere und Galle. Ebenfalls soll der Arzt konsultiert werden bei Augeninfektionen, die hochinfektiös sind, und bei Entzündungen von Zehen und Fingern, die deshalb gefährlich sind, weil dort Venen und Arterien ganz nah beieinander liegen, was bei Verletzungen den notwendigen Blutkreislauf über das Herz be- und verhindern kann. Kopfschmerzen, verbunden mit Fieber und Nackensteife können auf eine Hirnhautentzündung hinweisen und nicht heilende Wunden, vor allem auch, wenn es keine Erklärung dafür gibt, wie man sie sich zugezogen hat, können Anzeichen für eine Krebserkrankung sein. All diese Symptome sollten in jedem Fall einen Arztbesuch nach sich ziehen zur weiteren Abklärung.

So gab Annelies Dick umfassende Informationen zur Anwendung von Heilkräutern, zeigte aber auch die Grenzen einer solcher Behandlung auf. Jedenfalls konnten die Besucherinnen und Besucher mit einem ganzen Rucksack von Informationen nach Hause gehen – und ebenso war der Vortrag eine Einladung, etwas genauer auf die Kräuter am Wegesrand und im Garten zu schauen.

Als besonderes Schmankerl gab es auch noch Gebäck und Käse mit den gesunden Kräutern.

Text: © Raymund Fobes

Bilder: © Raymund Fobes, Albert Schneider