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18.10.2017

Was sich im katholisch-lutherischen Dialog tut – Pfarrer Wolfgang Hörl über den Stand der Ökumene

„Wer heute katholisch sein will, muss ökumenisch sein.“ Mit diesem Satz beendete Pfarrer Wolfgang Hörl, stellvertretender Vorsitzender der Ökumene-Kommission der Diözese Eichstätt seinen Vortrag im Dr.-Eck-Saal des Ingolstädter Canisiuskonvikts. Gesprochen hat er anlässlich des Reformationsgedenkens und dabei beleuchtet, wo die Ökumene mit der lutherischen Kirche heute steht.

Hörl machte deutlich, dass ein ökumenischer Dialog mit den Lutheranern rund 400 Jahre lang nicht existierte. Erst im Jahr 1934 gab es erste zaghafte Annäherungen: Der Grund war Adolf Hitler – und die Ablehnung des Diktators in beiden Konfessionen schweißte sie umso mehr zusammen. In den Folgejahren kam es zu einem grundlegenden Wandel in der Lutherforschung durch Kirchenhistoriker wie Joseph Lortz und Erwin Iserloh. Schließlich wurde durch das Ökumenismusdekret des Zweiten Vatikanischen Konzils der Weg für einen fruchtbaren Dialog gebahnt. Heute ist er in vollem Gange, angestrebt wird eine Einheit in versöhnter Verschiedenheit zwischen den Konfessionen.

Dabei ist konkret auch schon viel erreicht worden: So gibt es – so Hörl – in der Frage nach der Rechtfertigung des Menschen durch Gott keine Unterschiede mehr, auch in der Beziehung von Schrift und Tradition ist man deutlich weitergekommen. Neuralgische Punkte sind nach wie vor das unterschiedliche Verständnis von Eucharistie, doch auch da gibt es Annäherungen, sowie das Amtsverständnis. Während Luther das Allgemeine Priestertum aller verkündigte, sodass jeder sein eigener Papst sein kann, kann ein Standpunkt in versöhnter Verschiedenheit so dargelegt werden: „Alle sind Priester – aber nicht alle Pfarrer. Zentral ist, gemeinsam Kirche zu sein, und die Geweihten sollen da den Getauften dienen.“

Der Evangelisch-Lutherische  Landesbischof von Bayern Heinrich Bedford-Strohm hält es nicht für unrealistisch, dass eine vollständige Annäherung der Konfessionen bereits in 13 Jahren, zum 500-Jahrjubiläum der „Confessio Augustana“ 2030, möglich sein wird – beispielsweise dadurch, dass ein vollständige Teilnahme am Gottesdienst der anderen Konfession keine Probleme mehr macht.

Fünf Punkte nannte Hörl, wo Katholiken etwas von Luther lernen können. Zum einen ist es die lebendige Auseinandersetzung, ja, das ehrliche Ringen mit Gott. Sodann macht Luther auf die immense Bedeutung der Heiligen Schrift aufmerksam, als deren Mitte – das ist der dritte Punkt – Christus entdeckt werden soll. Mit seinem Gnadenverständnis (Alles ist Gnade) macht Luther schließlich bewusst, dass es gut ist, all unsere Fähigkeiten als Geschenke Gottes zu verstehen. Und schließlich kann man von dem Reformator lernen, dass Gott selbst zu uns kommt – in seinem Wort, aber auch in jedem anderen Menschen, besonders dem Notleidenden.

Text und Bilder: Raymund Fobes