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30.10.2022

Von der Bestattung, der Trauer, dem Tod und dem Ewigen Leben – Podiumsgespräch im Pfarrheim St. Anton

Mit der wachsenden Mobilität der Menschen änderte sich auch die Bestattungskultur. Das sagte der Ingolstädter Bestatter Alwin Pfaff bei einem Podiumgespräch gemeinsam mit Pfarrer Matthias Blaha im Pfarrheim von St. Anton. Eingeladen hatte die KEB Ingolstadt.

 

Weil es eben kaum mehr vorkommt, dass Familien über Jahrzehnte, ja Jahrhunderte an einem Ort leben, sind, so Pfaff, die Gräber auf den Friedhöfen immer weniger Erinnerungsorte für die Angehörigen und Nachfahren. Das wirkt sich vor allem auf den langfristigen Gräberkauf wie auch auf die Grabpflege aus. Wenn keine Verwandten mehr vor Ort sind, dann ist die Grabpflege von Seiten der Angehörigen nicht möglich, sodass deshalb der Trend zur Urnenbestattung gehe, weil dann die Pflege des Grabes einfacher sei. Von den Kosten her indessen sei die Urnenbeisetzung allerdings nicht unbedingt günstiger als die Erdbestattung. Bei der Erdbestattung bestehe hingegen das Problem, dass oftmals Leichname wegen der Bodenbeschaffenheit auf Friedhöfen nur sehr langsam verwesen, was dann zu Problemen bei der Auflösung von Gräbern führt.

Wenn sich niemand mehr mit dem Verstorbenen verbunden fühlt, kann dies, so Pfaff, auch zu anonymen Bestattungen führen. Der Nachteil: Diese Gräber sind keine Erinnerungsorte mehr, denn kein Hinterbliebener weiß, wo der Verstorbene beigesetzt ist – sogar bei der Beisetzung selbst darf niemand von Angehörigen und Freunden zugegen sein.

Die anonyme Bestattung lehnte Pfarrer Matthias Blaha rundweg ab. Er würde eine solche Feier nicht begehen, und von der Kirche sei es sowieso verboten. Denn die christliche Botschaft sei, dass jeder und jede als unverwechselbare Person in die Ewigkeit gelange, was jeder Anonymität zuwiderlaufe. Allerdings, auch das betonte Blaha, behalte der Mensch im Jenseits nicht seinen irdischen Körper mit all seinen Unvollkommenheiten. Deshalb sei es auch unproblematisch, wenn dieser irdische Körper nach dem leiblichen Tod verbrannt werde. Genau diese Auffassung, dass der irdische Körper in der Ewigkeit noch eine Rolle spiele, habe aber zur Ablehnung der Feuerbestattung beigetragen. Insofern gebe es keine Bedenken gegen die auch von der Kirche seit 1963 anerkannte Einäscherung.

Im Hinblick auf die gottesdienstliche Feier einer Verabschiedung oder Beisetzung empfahl Blaha nachdrücklich, nur dann ein Requiem zu feiern, wenn die Angehörigen des Verstorbenen mit dem kirchlichen Leben vertraut sind, ansonsten sei eine wirkliche Mitfeier der Trauergemeinde bei der Eucharistiefeier nicht gegeben, was letztlich für alle unangenehm ist.

Bei Trauergespräch und Bestattung gehe es ihm darum, zu zeigen, dass der Verstorbene nun bei Gott Heimat gefunden habe. Wichtig ist es Blaha, das Gute hervorzuheben, das der Verstorbene zu Lebzeiten gewirkt hat. Gerade die Trauer der Hinterbliebenen sei ein untrüglicher Hinweis dafür, dass der Tote wirklich ein guter Mensch war und so Heimat im Himmel habe.

Auf die Frage, wie weit heute im Rahmen der Bestattungen noch die christliche oder überhaupt eine religiöse Weltanschauung eine Rolle spielen oder ob vor allem Menschen kommen, die nicht mehr an ein Weiterleben nach dem Tod glauben, gab Alwin Pfaff eine überraschende Antwort. Der Bestatter, der früher einmal Mönch im Schweizer Benediktinerkloster Einsiedeln war, stellt in der Konfrontation mit dem Sterben eine wachsende Offenheit für Religiosität, auch für christliche Glaubensinhalte fest – mehr als man gemeinhin vermute. Offen seien die Angehörigen auch für die Wirklichkeit einer unsterblichen Seele, die in den Gefühlen und Sehnsüchten des Menschen erkennbar sei.

 

Text und Bilder: Raymund Fobes