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27.02.2017

Die Not der Frauen in der Textilverarbeitung – Kohinoor Yeasmin sprach über die Situation in Bangladesch

Wer heute Textilien einkauft und dabei in Verantwortung für die Welt – auch und gerade vom christlichen Menschenbild – handeln will, muss einiges mitbedenken. Hier wollte ein von der KEB Ingolstadt unterstützter Vortrag von Kohinoor Yeasmin aus Bangladesch von der Frauenhilfsorganisation „Tarango“ Bewusstsein schaffen. Organisiert wurde der Vortrag von Transition Town Initiative Ingolstadt. Mit im Boot war auch die Kampagne „Fairtrade Towns Ingolstadt.“

Dem Vortrag vorausgegangen war eine Kundgebung in der Innenstadt von Ingolstadt, zu der rund 50 Demonstranten, zum Teil in Faschingskostümen, gekommen war. Hier sprach bereits Kohinoor Yeasmin, unterstützt von Thomas Kirchmayer von Transition Town, der als Übersetzer fungierte.

Beim anschließenden Vortrag im Haus der Stadtkirche berichtete Kohinoor Yeasmin von ihrer Arbeit bei „Tarango“, und man erfuhr auch einiges über die Situation in ihrem Heimatland Bangladesch, ein Staat umschlossen vom östlichen Indien. Hier boomte in den letzten Jahrzehnten die Wirtschaft enorm: Neun Fabriken gab es 1977 in der Textilbranche, mittlerweile sind es 4000 – allerdings sind da die Subunternehmen, die den großen Firmen zuliefern, nicht berücksichtigt. Doch nur die großen Fabriken werden unterstützt, die kleinen Subunternehmen nicht, doch ihre Arbeit ist für die Wirtschaft des Landes unerlässlich.

Leidlich hat sich die Situation in der letzten zeit gebessert. Ins Bewusstsein kam allerdings die desolate Situation in Bangladesch erst nach zwei Brandkatastrophen in Textilfabriken in den letzten Jahren. Das hat einiges zum Positiven verändert, aber noch längst nicht genug, machte Kohinoor Yeasmin deutlich. Gerade die Frauen brauchen weiterhin Hilfe und Unterstützung. Und dazu zeigte sie ein Plakat, das an Deutlichkeit nichts vermissen ließ: eine Frau mit zwölf Händen – ständig bei der Arbeit, sei es der Haushalt, die Sorge für die Familie, die harte Landarbeit vom Aussäen bis zum Kühemelken. Daneben der Ehemann, der seine Frau beschimpft und mit dem Stock traktiert, weil sie in seinen Augen immer noch viel zu faul ist. Genau hier hilft „Tarango“ mit dem Ziel, Frauen zu einem neuen Selbstbewusstsein zu helfen, und auch bei den Männern ein neues Bewusstsein für die Arbeit ihrer Frauen zu schaffen. Denn viele Männer in Bangladesch arbeiten kaum selbst; sie verkaufen ihre Produkte auf dem Markt und stecken das Geld ein – die Ehegattinnen, die die ganze Arbeit hatten, bekommen davon nichts zu sehen. „Tarango“ versucht den Männern klar zu machen, dass hier eine ungerechte Schieflage existiert – ein schwieriges Unternehmen, machte Kohinoor Yeasmin deutlich.

Doch es gelingt der Initiative, nicht nur das Selbstbewusstsein der Frauen zu stärken, sondern sie schafft es sogar, sie zu erfolgreichen Unternehmerinnen auszubilden, obwohl sie weder schreiben und lesen können. Ebenfalls kümmert sich die Initiative auch um die nach den Brandkatastrophen traumatisierten Frauen, die oft mit schweren psychischen Problemen zu kämpfen haben.

In Bangladesch hat sich – wie Kohinoor Yeasmin deutlich machte – die Situation für die Textilarbeiter verbessert. Sie wies aber auch darauf hin, dass in anderen Ländern wie Laos, Kambodscha und Myamar die Menschen weiterhin für ungerechte Billiglöhne arbeiten müssen und Produzenten jetzt oft in diese Länder ausweichen.

Text und Bilder: Raymund Fobes